2. Februar 2021 - Lesezeit 3 Minuten
Mit S/4HANA setzt SAP bei der Einführung von neuen Funktionalitäten den Einsatz des Fiori Launchpads und der dazu veröffentlichten Fiori Apps voraus. Um ein "Springen" zwischen den verschiedenen UI Technologien von SAP zu vermeiden, sollte aus diesem Grund bei einem Einführungsprojekt von S/4HANA bereits bei der Konzeption eine Strategie entwickelt werden, mit der das Fiori "Rollenkonzept" und das Fiori Launchpad als zentraler Single-Point-Of-Entry für das S/4HANA System onPremise oder nunmehr auch in der multi-cloud Umgebung implementiert werden kann. Insofern sind die nachfolgenden Darstellungen unabhängig der eingesetzten Zielarchitektur zu sehen.
SAP hat seit der Einführung der SAP GUI for Windows mit R/3 laufend weitere koexistierende UI Technologien veröffentlicht. Die meisten davon richteten sich, wie Fiori, auf eine Browser gestützte Laufzeitumgebung. Dazu zählt Web Dynpro, SAP GUI For HTML und der Netweaver Business Client, vorwiegend genutzt im SAP Solution Manager und im SAP CRM.
Betrachtet man die Verbreitung der UI Technologien, so ist die SAP GUI for Windows allgemein als Einstiegsoberfläche für SAP ERP Systeme etabliert und innerhalb der Software Strategie der anwendenden Unternehmen fest verankert. Allerdings unterstützt das SAP Logon nur allein die SAP GUI Oberfläche für Windows, alternative SAP UI Lösungen, wie zuvor beschrieben, sind hier nicht unterstützt und somit ist der Einsatz des SAP Logon für eine zukünftige Strategie des Single-Point-Of-Entry auszuschließen.
Damit ein Wechsel zwischen den UI Technologien nicht mehr notwendig ist, bedarf es einer Technologie für den Single-Point-Of-Entry, die es ermöglicht die UI-Technologien in ein Konzept zu vereinen. Diese Alternative hat SAP mit der Veröffentlich des SAP Business Client 6.0 umgesetzt.
Der SAP Business Client ist eine deutliche Weiterentwicklung des SAP Netweaver Business Client mit der die Integration des Fiori Launchpads vorgenommen wurde. Die Umbenennung des Produktes unterstreicht diese Entwicklung.
Seit dem Release 6.0 ist es möglich, die UI Technologien SAP GUI, Fiori Launchpad oder WebClient nebeneinander zu betreiben. Dazu bietet SAP im Business Client einen eigenen Web Browser auf Basis des Microsoft IE Control an. Ab der Version 6.5 ist neben dem Microsoft IE auch das Control des openSource Browsers Chromium verfügbar. Mit der Version 7 werden weitere Integrationsmerkmale wie z.B. der übergreifende Branding ermöglicht. Als zukünftige Entwicklung wird in der nächsten Version die Einbeziehung von Fiori Launchpads aus der SAP Cloud angekündigt. Der SAP Business Client ist daher s Umgebungssoftware für den Single-Point-Of-Entry bei jedem Einführungsprojekt von SAP S/4HANA direkt mit in die Architektur der Ziellandschaft einzubeziehen.
Nun löst der SAP Business Client nicht allein die Einführung eines Single-Point-Of-Entry für den Endanwender. Wie oben bereits erwähnt ist das Fiori Launchpad in Verbindung mit dem Rollenkonzept der zukünftige, von SAP präferierte, Einstiegspunkt für die Endanwender jeweils zugeschnitten auf ihre Prozesse und individuellen Anforderungen. Dabei helfen in der Vorgehensweise das BPMN 2.0 zur Visualisierung der Prozessdefinitionen, das Persona-Modell und der Design-Thinking-Ansatz. Dieser hat bei SAP die Gliederung in folgende drei Bereiche: Discover, Design und Develop. Die nachstehenden Ausführungen beziehen sich auf die Bereiche Discover und Design.
Entscheidend für eine gute Umsetzung des Fiori Launchpads Ansatzes ist ein umfassendes Konzept der Fiori Business Rollen. Diese Business Rollen werden auf die definierten Persona abstrahiert und basieren auf Fiori Business Kataloge und Fiori Gruppen. Beides ist notwendig um differenzierte Berechtigungen vergeben zu können. Für die von SAP ausgelieferte Apps werden entsprechende Business Kataloge und Gruppen bereitgestellt und unter entsprechenden Business Rollen zusammengefasst. Für fehlende Apps müssen eigene Business Kataloge und Gruppen angelegt werden.
Analysiert man die Anzahl der ausgelieferten Fiori Apps in der Fiori Bibliothek z.B. via Business Kataloge für den Bereich Utilities, so tritt relativ schnell eine "Ernüchterung" über die verfügbaren Apps in bestehenden Business Katalogen ein. Allerdings ist es notwendig bei der Analyse nicht nur über die Business Kataloge und Gruppen zu schauen, sondern auch die Technischen Kataloge mit einzubeziehen. Dann wird deutlich, dass eine Vielzahl der SAP Standardtransaktionen als technische Kataloge zur Verfügung gestellt werden und somit den Umfang auch deutlich erhöht wird.
Technische Kataloge sind von SAP vordefinierte Ausprägungen von Katalogen, die als Repository für eigene Business Kataloge verwendet werden können. Für die technischen Kataloge ist daher ein grundsätzliches Konzept zu erstellen, mit dem diese als Referenz in zu erstellende kundeneigene Business Kataloge eingebettet werden. Dies kann in einem 1:1 Ansatz erfolgen und/oder in einen 1:n Ansatz in dem die technischen Kataloge entsprechend einer grundsätzlichen Ausrichtung in "Sammel"-Kataloge zusammengefasst werden. Die berechtigungstechnische Unterscheidung erfolgt dann anhand der zu erstellenden Business Gruppen in Verbindung mit den Berechtigungsrollen.
Allerdings werden aktuell über die technischen Kataloge auch nur etwas mehr als 400 Apps im Bereich der IS-U Funktionalitäten zur Verfügung gestellt, ein SAP IS-U System besitzt allerdings deutlich mehr als 2000 branchenspezifische Transaktionen.
Diese "Lücke" in der Auslieferung, kann aber zum einen durch die direkte Einbindung von fehlenden notwendigen SAP GUI Transaktionen als Kacheln auf dem Launchpad oder über die Deklaration eines entsprechenden Flavors von SAP Screen Personas geschlossen werden.
Es lohnt sich beide Alternativen genauer zu betrachten, da diese in der Implementierungszeit und in Hinblick auf evtl. weitere Optimierungsmöglichkeiten Unterschiede aufweisen, die es in einem Gesamtkonzept zu berücksichtigen gilt.
SAP GUI Transaktionen lassen sich unkompliziert in das Fiori Launchpad einbinden, sofern SAP bereits ein semantisches Objekt dafür bereit gestellt hat. Die Einbindung kann allerdings nur als Desktop Version vorgenommen werden, da die Transaktion weder im Umfang der bereitgestellten Felder noch im Design auf mobile Geräte ausgerichtet ist. Für die meisten Transaktionen sollte dieser Weg allerdings ausreichend sein, um die Funktionalität auf dem Launchpad schnell und unkompliziert zur Verfügung zu stellen.
Für SAP Screen Personas ist ebenfalls ein semantisches Objekt vordefiniert worden, mit dem sich alle Flavors ohne großen Aufwand integrieren lassen. Der zusätzliche Aufwand entsteht durch die Erstellung des jeweiligen Flavors, das von wenigen Änderungen hin bis zu recht komplizierten Modifikationen der Standardoberfläche reichen kann. Der Aufwand zur Erstellung eines Flavors ist im Gegensatz zu einer eigenen Programmierung einer Fiori-App fällt grundsätzlich deutlich geringer aus. Screen Personas in der aktuellen Version 3.0 stellt Tools bereit mit denen Flavors aus älteren SAP Systemen via Transportmanager importiert und mit dem Migrationstool von 2.0 auf die Version 3.0 migriert werden können. Mit der Version 3.0 werden auch viele mobile Endgeräte über die Funktion der adaptiven Flavors bereitgestellt. Mit dieser lassen sich die Transaktionen auch in Hinblick auf mobile Endgeräte simplifizieren.
Insgesamt ist der Einsatz von GUI Transaktionen und Screen Personas Flavors mit dem deutlichen Vorteil versehen, das eine Einarbeitung in die Oberfläche beim Endanwender entfällt bzw. stark reduziert ist, da dieser sich im bekannten Umfeld bewegt.
Für die Einbindung des zurück integrierten CRM in S/4 Hana, benannt nunmehr als Kundenmanagement, lässt sich die IC Webclient Oberfläche ebenfalls in das Fiori Launchpad integrieren. Dies ist sehr einfach als Stand-Alone-App mit der Hinterlegung der URL möglich. Für die Endanwender ist dann noch der Benutzerparameter der CRM Profile entsprechend zu pflegen und die Anmeldung erfolgt automatisch für den gleichen Mandanten des Fiori Launchpads.
Da mit jedem Release neue Fiori Apps in weiteren Business Rollen ausgeliefert werden, ist es notwendig bei längeren Projektlaufzeiten, aber vor allem im Produktivbetrieb dieses Delta in einem zyklischen Anpassungsprozess, z.B. zu jedem Releasewechsel, in das implementierte Business Rollen Konzept zu integrieren. Dabei sollte weiterhin das Persona-Modell und der Design-Thinking Ansatz berücksichtigt werden. Neue Apps mit neuen Funktionalitäten haben zur Folge, das SAP GUI Transaktionen und deren evtl. Anpassung via Screen Personas, sowie evtl. eigene Entwicklungen überflüssig werden und aus dem Launchpad entfernt bzw. rückgebaut werden müssen.
Die Verwaltung der Launchpads erfolgt ab dem S/4 Hana Release 2020 mit dem SAP Fiori Launchpad App Manager. Dies ist die Weiterentwicklung des Mass Maintenance Tools in der auch die und die Funktionalitäten des Launchpad Designers aufgegangen sind. Zudem werden mit diesem Release auch die Businessgroups mit der nur eine Unterscheidungsebene möglich war auf drei Ebenen Spaces, Pages und Sections erweitert. Aktuell werden aber beide Ansätze noch von SAP unterstützt, so dass bei bestehenden Systemen zunächst keine Anpassung notwendig wird.
Für hybride oder reine Cloud Architekturen ist es nunmehr möglich innerhalb der SAP Cloud Platform auf der Basis mulit-Cloud den Single-Point-of-Entry in der Cloud anzusiedeln. Dies wird mit einem neuen Launchpad Service in dem Relase 2008 ermöglicht. Der Service beinhaltet den Betrieb der Cloud und onPremise Lösungen in einem Launchpad.
Dieser Service ist auch in der SAP Work Zone enthalten, die nun ebenfalls als Arbeitsumgebung in der Cloud zur Verfügung steht. Die Work Zone beinhaltet allerdings noch mehr integrative Funktionen wie z.B. die Verknüpfung mit Microsoft Teams und Microsoft 365 Produkten.
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